BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Haßberge

Lebensmittel nicht als Ramschware ansehen

Eine stattliche Anzahl interessierter Bürgerinnen und Bürger, darunter auch mehrere Landwirte aus dem konventionellen sowie Bio-Bereich, folgten der Einladung der Haßberg-Grünen zum wissenschaftlichen Vortrag über den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Klimawandel. Dass es diesen Zusammenhang gibt, wollte niemand bestreiten, genauso wie den Umstand, dass die Landwirtschaft nicht der einzige Urheber des Problems sei. Einig waren sich die Grünen und die Lebensmittel-Erzeuger aber darin, dass die einzige wirksame Lösung wohl in einem geänderten Konsumverhalten liegt.

Die Lebensmittel endlich wieder als „Mittel zum Leben“ anzusehen und nicht als Ramschware über den Ladentisch zu geben – sowohl für die Landwirte als auch für das weltweite Klima wäre dies ein entscheidender Faktor. „Vielen Landwirte ist es egal, wie und was sie anbauen, Hauptsache die Subventionen simmen“, war aus den Reihen der Gäste aus der Bauern-Branche zu hören. „Wir sollten wieder von dem leben können, was wir produzieren und nicht von Zuschüssen aus Brüssel“, ergänzte ein Kollege und warf ein, dass das gegenseitige Unterbieten der Preise für Lebensmittel durch die Supermarktketten „politisch gewollt“ sei: „Das Fleisch und das Brot muss billig sein. Welche Auswirkungen das hat, interessiert die Politik nicht.“

Referent Joschua Wolf aus Bundorf (Foto: Matthias Lewin) nahm den erschienenen Landwirte gleich zu Beginn die Sorge, sie würden hier einen „Rundumschlag gegen die Landwirtschaft“ erleben, doch gänzlich unschuldig sei diese Branche nicht. Der Student der Umweltsicherung in Triesdorf, zeigte anhand verschiedener Schaubildern, Grafiken und Studien auf, welchen Anteil die Landwirtschaft am Klimawandel habe. Und natürlich: je intensiver die Landwirte ihre Äcker bewirtschafteten und intensive Massenviehzucht betreiben, desto mehr werde sich die Atmosphäre aufheizen.

„Allein in Deutschland gibt es 13 Millionen Rinder auf Weiden und in Ställen, und die stoßen auf natürlichem Wege Methan aus“, erklärte Wolf, der auch als Geschäftsführer der Grünen Jugend in Unterfranken aktiv ist.Und dieses Gas sei für die Atmosphäre 21 Mal gefährlicher als das so oft genannte CO2. Zudem sei der Kohlendioxidausstoß seit 1990 immerhin um 19 Prozent gesenkt worden. Doch habe die Landwirtschaft neben der Industrie und dem hohen Verkehrsaufkommen nicht nur ihren Anteil an der Klimaerwärmung, sie werde den Klimawandel auch mit am stärksten zu spüren bekommen. Bereits in diesem Sommer habe die Landwirtschaft deutliche Ernteausfälle zu beklagen – „um die 30 Prozent“, bestätigte einer der anwesenden Landwirte umgehend. „Durch die veränderten klimatischen Bedingungen gibt es auch für Mitteleuropa unbekannte, neue Schädlinge“, blickte Wolf zudem auf einen noch nicht so beachteten Aspekt.

„Wir haben keine Zeit mehr“, warnte der grüne Kreisrat Harald Kuhn vor einem „weiter so.“ Jetzt sei es Zeit, etwas zu ändern. Und auch wenn der Anteil der Landwirtschaft am Klimawandel im Vergleich zum Verkehr eher gering sei, müsste in allen Bereichen die Notbremse gezogen werden. „Die Rechnung kriegen unsere Nachkommen.“ Die Lösungsansätze der Grünen und des Referenten konnten die Landwirte allerdings nur theoretisch teilen. Mehr Respekt und damit einhergehend höhere Preise für Lebensmittel wie zum Beispiel Fleisch wären für die Grünen ein Mittel, mit weniger Massentierhaltung auszukommen. Dass der Großteil der Bevölkerung allerdings kaum bereit sein wird, diese höheren Preise auch zu bezahlen, war allen Anwesenden klar. Eine Bäuerin brachte es auf den Punkt: „Ein Bio-Huhn für 15 Euro lässt sich kaum verkaufen“. Dennoch: Mehr Achtung vor Lebensmitteln sei unabdingbar, dafür müsste auch schon in den Schulen gesorgt werden.

Kreisrat Matthias Lewin meinte zum Schluss der Diskussionsrunde: „Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel konkret zu spüren bekommt, aber auch die letzte, die ihn noch aufhalten kann.“

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