BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Haßberge

Dialog im Steigerwald

Die Oberauracher Grünen bedauern, dass in der gegenwärtig erneut aufgeflammten Debatte um die richtige Nutzung des Ökosystems Steigerwald zuviel übereinander und zuwenig miteinander geredet wird.

Aus diesem Grund trafen sich Mitglieder der Vorstandschaft des Oberauracher Ortsvereins von Bündnis 90/Die Grünen mit Ulrich Mergner vom Staatsforstbetrieb Ebrach in den Staatswaldabteilungen bei Markertsgrün, um sich im Rahmen einer Begehung einen Eindruck über die Nutzung oder gar vermeintliche Übernutzung des Waldes durch den Holzeinschlag der Staatsforsten GmBH zu verschaffen und - im Sinne eines demokratischen Gedankenaustausches - die Meinung des Forstbetriebsleiters dazu zu hören.  

Die Gruppe nahm Langholzpolter, die an Waldwegen für den Abtransport zusammengezogen werden, in Augenschein und diskutierte mit dem Dienststellenleiter. Hierbei machten beide Seiten gleich zu Beginn deutlich, dass man in grundlegenden Fragen zur Zukunft des Steigerwaldes sicherlich auf lange Sicht unterschiedliche Zielsetzungen verfolge. Dies solle jedoch kein Hindernis sein, Gedanken und Argumente auszutauschen, hielten alle Exkursionsteilnehmenden fest.

"Natürlich unterstützen wir als Grüner Ortsverband die Ausweisung eines dritten Nationalparks in Bayern. Bayern kann und muss sich ein großes Laubwaldschutzgebiet leisten. Wir fordern diesen, weil in einem Nationalpark Bäume wirklich ausreifen und zu gewaltigen Baumriesen heranwachsen dürfen, die seltenen Urwaldreliktarten gefördert werden und man unserer Meinung nach einfach mal 'Natur Natur sein lassen solle', um zu staunen und zu beobachten, wie sie sich entwickelt. Hierfür wollen wir einen Beitrag leisten, für die notwendigen Mehrheiten zu werben", führten Anita Amend, Roland Baumann, Julian Bayer und Hans Stark aus, betonten jedoch, dass der politische Meinungswettbewerb fair und mit gegenseitigem demokratischem Respekt ablaufen müsse.

Ulrich Mergner gab Auskunft über die Einschlagsmengen und wehrte sich gegen den Vorwurf, dass im Forstbetrieb Ebrach die alten Buchen der Motorsäge zum Opfer fallen würden. Tatsache sei, dass in den derzeit vom Forstbetrieb Ebrach bewirtschafteten Wäldern in den letzten 35 Jahren der Anteil an Starkbuchen über 48 cm Durchmesser um 250% zugenommen und sich der Anteil von Starkeichen verfünffacht habe. Die grünen Kommunalpolitiker hatten sich vor dem Treffen das Zahlenmaterial der Waldinventuren des Staatswaldes angesehen und konnten die Aussagen Mergners bestätigen. 

Aufgrund der extrem schwierigen Standorte und durch den fortschreitenden Klimawandel habe die Buche in den Waldabteilungen zwischen Markertsgrün und Hummelmarter sehr stark gelitten, so Mergner. Durch Hitzeschäden und Trockenheit seien viele Buchen stark geschädigt. Von diesen sei ein Teil schweren Herzens entnommen worden.  Immerhin habe die Fällung dieser Buchen einen positiven Effekt, indem hierdurch die zahlreich in den Beständen vorhandenen vitalen Eichen begünstigt würden, die mit dem Klimawandel besser als die Buche zurechtkommen werden.

Biologisch wertvolle Bäume durften als Biotopbäume weiter im Wald verbleiben. Auch sei das Kronenholz der gefällten Bäume nicht entnommen worden. Durch diese Praxis habe der Forstbetrieb Ebrach den höchsten Totholzanteil aller bayerischen Forstbetriebe. Dadurch könnten sich seltene Käfer und Pilze ansiedeln zu einer Erhöhung der Biodiversität beitragen.

Beim weiteren Rundgang entspann sich eine Diskussion über den Wirtschaftsfaktor Holz im Spannungsfeld zwischen regionalen Wertschöpfungsketten und nachhaltiger Holznutzung. Die Beteiligten waren sich einig, dass nachhaltige Wirtschaftswälder ihre Berechtigung haben. Holz ist ein wertvoller nachwachsender Rohstoff und kann CO²-neutral, umweltfreundlich, ohne Gift und Dünger produziert werden. Im Forstbetrieb Ebrach wachsen auf einer Fläche von knapp 16.500 ha jährlich etwa 140.000 Festmeter Holz zu. Genutzt wurden in den letzten 15 Jahren jährlich durchschnittlich 110.000 Festmeter, die eingeschlagen und an den wenigen Wegen gelagert werden. Hierdurch entsteht natürlich vielen Beobachtenden der Eindruck, dass die großen Holzmengen sinnbildlich für eine Übernutzung des Waldes stünden.

Mit seinem Trittsteinkonzept versucht der Forstbetrieb Ebrach Wirtschaftsinteressen und ökologische Bedürfnisse im Wald zu vereinen. Die teilnehmende Fraktion der Oberauracher Grünen befürwortet das Trittsteinkonzept in Wirtschaftswäldern, hatte selbst einen Antrag zur Einführung des Konzepts im Oberauracher Gemeindewald eingebracht, dafür jedoch keine Mehrheit gefunden.

Allerdings sprechen sich ihre Mitglieder auch explizit dafür aus, mehr Schutzzonen, wie etwa im Konzept eines dritten Nationalparks in Bayern vorgesehen, auszuweisen, um über die ökologische Aufwertung von Wirtschaftswäldern hinaus die ökologische Leistungsfähigkeit des Biosystems Wald zu verbessern. Man nehme Ministerpräsident Söder beim Wort, der im heißen Sommer 2019 selbst angekündigt hatte, dass die Klimaschutzfunktion der bayerischen Wälder Vorrang vor der wirtschaftlichen Nutzenmaximierung erhalten müsse.

Am wichtigsten sei es nach Meinung der Fraktionsmitglieder im Einklang mit dem Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen im Landkreis Haßberge jedoch, dass alle an der Zukunft des Steigerwaldes Interessierten einen Modus fänden, sachlich und ernsthaft miteinander zu diskutieren, wie man diesen einmaligen Naturschatz in Zeiten des sich verstärkenden Klimawandels so aufstellt, dass er uns und auch noch vielen zukünftigen Generationen Heimat und Schutz bieten kann. Hier gelte es, Argumente gegeneinander abzuwägen - engagiert, jedoch auch mit Respekt vor der Meinung und Haltung der Anderen. 

Der Waldrundgang mit Forstbetriebsleiter Mergner, so resümierte der Fraktionsvorsitzende Julian Bayer, sei hoffentlich ein Schritt in die Richtung eines einander zugewandten Dialogs gewesen, dem, so hoffe er, weitere Schritte folgen werden.

zurück

Information zum Ortsverband:

Gegründet:
05. Dezember 2019

Vorstände:
- Anita Amend (Sprecherin)
- Dr. Roland Baumann (Sprecher)
- Julian Bayer (Schriftführer)
- Lisa Altenhöfer (Beisitzerin)
- Mario Pfaff (Beisitzer)
- Barbara Körpert (Beisitzerin)

Einzugsgebiet:
Gemeinde Oberaurach

Termine

01. Januar 2023 00:00 Uhr - Terminvorlage

Terminvorlage

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>