BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Haßberge

Plastikmüll-Flut stoppen

Die Grünen fordern ein Verbot von Mikroplastik

450 Jahre belastet eine Plastikflasche die Natur, bis sie von der Umwelt abgebaut ist. Bis dahin entweichen zahlreiche  chemische und giftige Inhaltsstoffe, die sich andere „Behausungen“ suchen und zum Beispiel in menschlichen Organen ablagern. Die Plastikflasche selbst landet möglicherweise im Meer, wird zersetzt oder angeknabbert, zum Teil von den Meeresbewohnern aufgefressen, die daran natürlich elendig zugrunde legen. Schon in gut 30 Jahren könnte in unseren Meeren mehr Plastik herumschwimmen als Fische.

Vor 60 Zuhörern berichtete Nadine Schubert aus Neuschleichach von ihrem Weg hin zu einem plastikfreien Leben (siehe eigenen Bericht auf dieser Seite). Die Autorin des Buches „Leben ohne Plastik“, das seit kurzem in der Spiegel-Bestsellerliste aufgetaucht ist, wurde von den bayerischen Grünen zu einer Kampagne gegen Plastik eingeladen und war zusammen mit Eike Hallitzky, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, mit ihrem Vortrag nun am Freitagabend im Mehrgenerationenhaus in Haßfurt zu Gast.

Hallitzky stellte eingangs den Grund für das Engagement der Grünen gegen den „Plastikwahn“ vor. Plastikmüll sei zum einen sichtbar, wenn es sich um Plastikflaschen im Fluss oder Meer handelt, aber auch unsichtbar, wenn man an Mikroplastik zum Beispiel in Kosmetika denke. „Schon heute gibt es in der Donau stellenweise mehr Plastikteilchen als Fischlarven. Und schon heute sterben jährlich Millionen Seevögel, Fische und Meeressäuger an Plastikmüll,“ berichtete der Grüne Landeschef.

Handeln könne jeder, so Matthias Lewin von den Haßberg-Grünen, die den Abend organisierten. „Ein Leben ganz ohne Plastik zu führen, ist kaum möglich. Aber wir alle können deutlich weniger Plastik verbrauchen: Verpackungsfreies Obst kaufen, Tüten grundsätzlich mehrfach verwenden und auf Baumwolltaschen zurückgreifen, keine Produkte verwenden, die Mikroplastik enthalten, keine aufwändigen und teuren Kaffeekapseln benutzen und eigene Kaffeebecher mitnehmen statt ,Coffee to go’-Müll produzieren.“

Dass privater guter Wille alleine nicht reicht, das macht der Grüne Landesvorsitzende Eike Hallitzky deutlich. Er betont „Unser starker Markenkern ist der Umweltschutz.“ Die Grünen würden vor allem dafür gewählt, dass sie die Partei der ökologischen Verantwortung sind. „Auch wenn ganz Deutschland aktuell über eine Handvoll Burkaträgerinnen und Burkinis diskutiert, die ganz großen Herausforderungen für unsere Zivilisation sind Fragen wie Klimaerhitzung, Energieverbrauch, Übernutzung unserer Böden und der Erhalt unserer Gewässer als Lebensraum und für die Trinkwasserversorgung. Und hierbei hat der Stopp der Vermüllung mit Plastik eine große Bedeutung.“

Deshalb fordern die Grünen ein Verbot von Mikroplastik und der risikoreichen Plastikchemikalie Bisphenol A. Hallitzky: „Risikoplastik muss verboten werden. Und wir wollen einen generellen Vorrang für Vermeidung und Wiederverwertung von Plastik.“

Um das durchzusetzen, müsse der politische Druck von vielen Bürgerinnen und Bürgern kommen, so der Bayerische Landesvorsitzende.

Das sehr interessierte und auch gut informierte Publikum im Mehrgenerationenhaus gebe ihm Anlass zur Hoffnung, dass immer mehr Konsumenten ihre Verantwortung für die Umwelt ernst nehmen. „So kann es gelingen, die Flut des Plastikmülls zu stoppen.“

Bereicherung statt Verzicht

Ein „Heimspiel“ hatte Nadine Schubert am Freitagabend. Die Neuschleichacherin referierte auf Einladung der Haßberg-Grünen im Mehrgenerationenhaus in Haßfurt vor gut 60 Zuhörern über ein „Leben ohne Plastik“ und stellte ihr gleichnamiges Buch vor.

„Wir sind eine ganz normale Familie“, beschrieb die zweifache Mutter eingangs ihren Alltag, „halt nur mit möglichst wenig Plastik.“ Eben dieses Plastik vergifte die Umwelt, etliche Tiere seien bereits elendig krepiert, der Plastikmüllberg wachse indes immer weiter.

Plastik ist allgegenwertig und in nahezu allen Produkten enthalten, so Schubert. Das große Problem aber seien die oftmals absolut unnötigen Verpackungen, die direkt nach dem Einkauf in den Müll wandern. Pro Kopf fallen in Deutschland binnen einen Jahres immerhin 300 Kilogramm an Plastikmüll an.

Dabei sei weit mehr als der Verzicht auf Plastiktüten möglich. Der immer stärker aufkommende „Coffee to go“ und noch schlimmer der Hype mit Kaffeekapseln verursache einen riesigen Plastikmüll-Berg. „Allein in Deutschland wandern pro Stunde 320.000 mit Plastik ausgekleidete Pappbecher in den Mülleimer. Wir verseuchen die Umwelt jeden Tag“, machte Nadine Schubert klar, dass es an der Zeit sei, an unserem Konsumverhalten etwas zu ändern.

Neben den Verpackungen stelle „Mikroplastik“ ein weiteres großes Problem dar. Winzige Plastikkügelchen befinden sich beispielsweise in Kosmetika oder in Zahncreme. Über den Abwasserkreislauf wandern diese mikroskopisch kleinen Teilchen in die Kläranlage, werden dabei aber nur selten herausgefiltert und kommen aus dem Wasserhahn wieder zurück in die Haushalte. „Oder aber auch in die Produkte, die gekauft und verzehrt wurden. In eine Liter Bier wurden 400 Plastikteilchen gefunden, in einem Liter Limonade gar 1000 Teilchen“, verdeutlichte Schubert das Problem.

Abhilfe könne ein geändertes Einkaufsverhalten schaffen. Schubert schlug vor, seine eigenen Behälter mitzunehmen und an der Käse- oder Wursttheke befüllen zu lassen. Zur Körperpflege empfahl sie Seife anstatt Duschgel aus der Plastikflasche. Selbstgemachtes Waschmittel verhindere Mikroplastik in der Waschmaschine. Auch viele Kosmetikprodukte lassen sich mühelos selbst herstellen, die chemischen Zusätze blieben dabei ebenso außen vor wie die Plastikteilchen.

„Und das beste dabei ist: Es hat nichts mit Verzicht zu tun. Ganz im Gegenteil, für mich ist es eine Bereicherung“, beendete die Neuschleichacherin ihren engagierten Vortrag. Ihr Buch, das bereits über 25.000 Mal verkauft ist und daher auch in der Spiegel-Bestsellerliste steht, fand auch an diesem Abend in Haßfurt wieder reißenden Absatz.

zurück

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>