Wahlkampf im und für den Wald

Grüner Bundesvorsitzender Cem Özdemir wirbt in Ebrach für einen Nationalpark

Cem Özdemir im SteigerwaldFotos

Wahlkampf im Wald? Das gibt es wohl nur bei den Grünen. Die Ökopartei hatte sich am Mittwochnachmittag ein kleines Waldstück am Parkplatz des Baumwipfelpfades bei Ebrach ausgesucht, um mit ihrem Bundesvorsitzenden Cem Özdemir für die Ausweisung eines Nationalparks zu werben.

Großes Interesse am Auftritt Özdemirs hatten dabei nicht nur die Grünen selbst, sondern auch zahlreiche Medien. Am Fuße des Baumwipfelpfades machte der Bundesvorsitzende der Grünen Station, um sich über die Bemühungen des Vereins „Nationalpark Nordsteigerwald“ und der Grünen in der Region zu informieren. Bei einem kurzen Spaziergang im Wald verdeutlichte der Bundestagsabgeordnete die Grünen Positionen für einen stärkeren Naturschutz. Özdemir sieht sich auch „als parlamentarischer Vertreter der Buchen, die brauchen auch eine Lobby“. Mit von der Partie waren auch der ehemalige Forstamtsleiter Dr. Georg, Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD) der Bezirkstagspräsident und ehemalige Bamberger Landrat Günther Denzler (CSU) sowie mit Manuela Rottmann (Haßberge) und Lisa Badum (Bamberg) die beiden grünen Direktkandidatinnen für die Bundestagswahl. und die bayerische Landesvorsitzende der Grünen, Sigi Hagl.

In kurzärmeligem Hemd genoss der Grünen-Chef zwischen den Auftritten in Münsterschwarzach und Ansbach sichtlich den kurzen Spaziergang unter den schattigen Buchen im Ebracher Forst: „Ich sitze so viel im Auto und bei Tagungen, da tut es gut, einmal in der freien Natur zu sein.“

Benedikt Schmitt, Vorsitzender des Vereins „Nationalpark Nordsteigerwald“, Dr. Sperber und Denzler informierten Özdemir dabei über ihren nun schon zehn Jahre währenden Kampf für einen Nationalpark. Schmitt, selbst kein Grüner, sondern CSU-Mitglied, bemängelte, dass es ausschließlich politische Gründe seien, die einem Nationalpark im Nordsteigerwald im Wege stünden. Zwar würden die beiden „kleinen Zuckerl“, der Baumwipfelpfad und das Nachhaltigkeitszentrum in Handthal, kräftig beworben, die schönen Landschaften rund um Geusfeld oder Eschenau aber nicht. „Dabei kann man dort wunderbar übernachten oder auch spazieren gehen“, so Schmitt, der den südlichen Teil des Landkreises Haßberge abgehängt sieht. „Leider sind die Grünen die einzige Partie, die unserer Interessen im Steigerwald wirklich vertreten“, bedankte sich Schmitt für den kurzfristig organisierten Besuch Özdemirs.Seine eigene Partei, allen voran Innen-Staatssekretär Gerhard Eck, habe ihre Politik hingegen strikt gegen einen Nationalpark ausgerichtet, auch in den anderen beiden fränkischen Regionen auf der Eventualitätsliste für einen Nationalpark, den Spessart und die Rhön, seien die größten Gegner in der CSU zu finden, die Ablehnung Programm.

Sperber, der sich als Forstamtsleiter jahrzehntelang um die Natur rund um Ebrach kümmerte, warf ein, dass es zwar viele Veranstaltungen am Baumwipfelpfad gebe, diese aber alle relativ wenig mit der Natur zu tun hätten: „Informationen gibt es da nur zu den Staatsforsten und zur Forstwirtschaft“, nicht aber zur Natur an sich, deren großen ökologischen Wert und natürlich auch nicht über die Bedrohung durch die Staatsforsten. „Die Grünen waren und sind die einzigen, die sich ausgiebig vor Ort informiert haben, während die anderen in ihrem BMW nur mal so vorbei gefahren sind“, erinnerte Sperber an Besuche der Grünen Landtagsfraktion und etliche andere Veranstaltungen.

Özdemir sagte den Nationalparkbefürwortern seine Unterstützung zu. „Überall dort, wo es einen Nationalpark gibt, sind diejenigen, die früher strikt dagegen waren, mittlerweile sehr zufrieden“, berichtete der Baden-Württemberger  aus dem Nationalpark Nordschwarzwald, für den man auch lange gekämpft und erst unter grüner Regierungsverantwortung realisiert habe.Ein Nationalpark sei zwar Ländersache und keine Bundesangelegenheit, „Ein neuer Agrarminister könnte da aber schon was tun“, glaubt der Bundestagsabgeordnete. „Wer den Nationalpark will, muss die Grünen wählen“, fiel Özdemir am Schluss seines rund einstündigen Aufenthalts zurück in den Wahlkampfmodus, versprach aber auch: „Zur Einweihung des werde ich wieder da sein.“

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