Klimawandel betrifft Unterfranken

Der Klimawandel betrifft auch Unterfranken. Welche Auswirkungen das haben wird, beleuchtete der Klimaforscher Prof. Dr. Heiko Paeth in Haßfurt.

Das Thema Klimawandel ist offensichtlich in der Gesellschaft angekommen. Nicht nur die Jugendlichen von „Fridays for Future“ haben Angst vor den Auswirkungen der Erderwärmung, auch viele Ältere fürchten sich vor dem den Anstieg der Temperaturen und vor allem den Folgen. Diese veranschaulichte auf Einladung der Haßberg-Grünen der Klimaforscher Prof. Dr. Heiko Paeth von der Universität in Würzburg am vergangenen Donnerstag in der Haßfurter Stadthalle, die nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt war.

„Wir spielen mit einem System, das wir nicht verstehen“, verdeutlichte Paeth, dass der Klimawandel definitiv vom Menschen verursacht sei. Durch wirklichen Klimaschutz könne man den Temperaturanstieg zwar abschwächen, „der Klimawandel an sich ist aber nicht mehr aufzuhalten“, gab der Professor seinen Zuhörern nicht unbedingt viel Hoffnung mit auf den Nachhauseweg.

Die Erwärmung des Klimas auf der Erde um 1,5 oder gar zwei Grad zu beschränken, wie es das Pariser Klimaabkommen von 2015 als Ziel vorgibt, ist laut Paeth nicht mehr zu erreichen. „Der 1,5 Grad-Zug ist abgefahren“, so Paeth. „Und selbst von einer Erwärmung um zwei Grad geht in der Wissenschaft kein Mensch mehr aus.“ Der Experte rechnet vielmehr mit einem Temperaturanstieg von drei bis vier Grad. Und selbst das sei nur noch zu erreichen, wenn umgehend sämtliche CO2-Emmissionen stark reduziert würden. Aber davon seien „wir weit entfernt“.

Paeth erklärte anhand einiger langfristiger Klimamodelle – die Daten stammen aus den Jahren 1961 bis 1990, dass die Klimaveränderung seither nur eine Richtung kenne: nach oben. Und das gelte sowohl weltweit, als auch für Unterfranken, auf das sich Paeth in seinem Vortrag konzentrierte. Die ohnehin eher niederschlagarme Region werde künftig mit noch weniger Regen auskommen müssen, dafür aber mit immer mehr „Hitzetagen“. Von denen hätte es in den oben genannten 30 Jahren im Schnitt zwei pro Jahr gegeben. Im sogenannten „Jahrhundert-Sommer 2003 seien es 35 gewesen, 2018 gar 37. Für das Jahr 2100 prognostizierte der Klimaforscher ganze 52 Hitzetage – verbunden mit einem enormen Zunahme an sogenannten „Tropennächten“, in denen die Temperatur nachts nicht unter 20 Grad sinke.

Die Wasserknappheit bekämen wir vor allem in den Sommermonaten zu spüren. Paeth rechnet mit 20 Prozent weniger Niederschlägen von April bis Oktober, im Winter hingegen würde Unterfranken zehn Prozent mehr erwarten. „Dieses Wasser müssen wir aufbewahren, um im Sommer der drohenden Wasserknappheit zu begegnen“, richtete der Klimaexperte eienn dringenden Appell an die Landwirtschaft, aber auch jeden Hobbygärtner.

Zu spüren bekämen die Veränderungen im Klima aber nicht nur die Menschen, sondern auch die Pflanzen. So würden sich Nadelbäume ebenso aus Franken verabschieden wie die Rotbuche, und auch der Weißwein werde aus den fränkischen Weinbaugebieten verschwinden. Statt Müller-Thurgau gäbe es dann beispielsweise einen fränkischen Sauvignon.

Global kämen große Krisen auf die Menschheit zu. Die Eisschmelze an den Polkappen ließe den Meeresspiegel ansteigen, etliche Küstenregionen würden unbewohnbar. Neueste Studien hätten ergeben, dass die Ozeane bis zum Jahr 2100 um 1,7 Meter ansteigen würden. 17 Millionen Menschen würden dann weltweit natürlich weiter ins Landesinnere flüchten. Und: „Das Grönlandeis“, so Paeth, „enthält soviel Eis, dass eine Schmelze den Meeresspiegel sogar um acht Meter ansteigen“ ließe.

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