BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Haßberge

Expertennetzwerk für Asylfragen dringend nötig

Diskussionsrunde der Haßberge-Grünen zur Asylpolitik

„Ein bisschen Lampedusa müssen auch wir in Hofheim mittragen. Auch wir sind in der Verantwortung. Jetzt geht es nicht mehr um die Frage, ob und wann wir den Flüchtlingen helfen wollen, sondern nur noch darum, was wir hier in Hofheim konkret tun können.“ mit diesem  Appell  eröffnete Prof. Eike Uhlich sein Plädoyer für  eine aktive Asylpolitik im Rahmen einer Diskussionsrunde der Grünen im Landkreis Haßberge, die diesmal im „Fränkischen Hof“ in Hofheim stattfand.

Der Arzt im Ruhestand hat bereits vor Wochen auf das Drama im Mittelmeer mit eigener Initiative reagiert: Er hat sich von der Stadt Hofheim offiziell mit der Koordination von Asylfragen beauftragen lassen und sich bereits mit Kommunal- und Lokalpolitikern, Behörden und Flüchtlingsinitiativen, sowie zahlreichen Ehrenamtlichen  ausgetauscht und vernetzt.

Uhlich hofft nun, zunächst die Mitbürger in seiner Heimatstadt überzeugen zu können, leerstehenden Wohnraum für Flüchtlinge bereit zu stellen. Die Wohnungen werden zunächst für zwei  Jahre von der Regierung von Unterfranken zu ortsüblichen Preisen angemietet und Flüchtlingen zugewiesen. Aussuchen kann man sich die neuen Bewohner jedoch nicht. Doch der Hofheimer wirbt für ein entspanntes Mit- und Nebeneinander gerade in kleineren Ortschaften: „das ist freilich eine ganz neue Aufgabe für uns, wenn wir sie aber gut lösen, profitieren wir alle davon. Es gibt unzählige Beispiele für eine gelungene Integration,  denn gerade in Zeiten des demografischen Wandels  werden junge Menschen dringend gebraucht.

Er möchte Berührungsängste abbauen und sagt: „die Menschen, die wir hier im Landkreis als Flüchtlinge zugewiesen bekommen, gehören ganz häufig zu einer positiven Auswahl,  es sind Menschen mit hoher Eigenverantwortung, die arbeiten und sich nicht ins soziale Netz fallen lassen wollen.“

Rita Stäblein, grüne Kreisrätin und Landratskandidatin  bläst  ins gleiche Horn:  „ Die Grünen stehen nach wie vor für eine menschliche Flüchtlingspolitik, bei der selbstbestimmtes Leben, Integration  und die Möglichkeit zum Arbeiten eine zentrale Rolle spielen. Wir möchten die Menschen im Landkreis dazu ermuntern, dass sie tatsächlich Leid lindern und auf vielfältige Weise helfen können“ 

Das Leid der Flüchtlinge lindern auch die teilweise ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Roten Kreuzes .  So hält beispielsweise Monika Hofmann vom Mehrgenerationenhaus Haßfurt nicht nur Deutschkurse ab, sondern wurde im Lauf der Zeit auch zur ersten Ansprechpartnerin ihrer Schützlinge:  „bei Verständigungsproblemen, bei Krankheit bis hin zu akuten Notfällen haben die Flüchtlinge außerhalb der Bürozeiten der Organisationen und Ämter oft keine Anlaufstelle und rufen dann in ihrer Not bei mir an.“ Erst vor kurzem habe sie einen Flüchtling mit einer blutenden OP-Wunde zur Versorgung ins Krankenhaus gebracht:  Der Patient wusste sich nicht anders zu helfen, als seine Deutschlehrerin anzurufen!

Gudrun Greger, die Leiterin des Mehrgenerationenhauses Haßfurt (MGH) lobte: „Erfreulicherweise gibt es in der Region viele Menschen, die bereit sind, ehrenamtlich zu helfen. Neben der Anerkennung und Unterstützung der freiwillig Engagierten, die sich um Flüchtlinge und ihre Belange kümmern, ist es aber auch notwendig, eine Bündelung und Vernetzung der vorhandenen Strukturen voranzutreiben. Mit Prof. Uhlich hat man hier einen kompetenten Ansprechpartner gefunden.“

Alle Diskussionsteilnehmer stimmten ihr zu, dass das von Prof. Uhlich geplante Expertennetzwerk aus Behörden, Vertretern der Kirchen,  caritativen Einrichtungen und ehrenamtlichen Helfern dringend benötigt wird. So brauchen nicht nur die die Flüchtlinge Hilfe (er kann er zum Beispiel in seinem Netzwerk mit einigen Medizinern aufwarten, die sich ehrenamtlich auch um die medizinische Versorgung der Flüchtlinge kümmern würden).  Auch die Helfer brauchen manchmal Unterstützung und Beratung.

Ebenso herrschte Einigkeit in der Runde, dass der Kreis dem engagierten Netzwerker  zur Entlastung einen Mitarbeiter an die Seite stellen sollte, der sich um die administrativen Aufgaben kümmert. 

Ayfer Fuchs von den Schweinfurter Grünen und Vorsitzende des Integrationsbeirates der Stadt Schweinfurt  stellte ihr bereits  seit Jahren funktionierendes Netzwerk kurz vor und betonte:“ der mit Ehrenamtlichen besetzte und im Stadtrat verankerte Integrationsbeirat in Schweinfurt könnte nie so effektiv arbeiten, wenn er keine Geschäftsführerin hätte, die sich um die Koordination der Hilfsangebote kümmert.“

Prof.  Uhlich gab zudem zu bedenken: „ Nicht nur eine angemessene Unterkunft für Flüchtlinge ist wichtig. Es wäre auch gut, wenn es gelingen würde, noch mehr Asylbewerbern den Zugang zu 1-Euro Jobs zu ermöglichen. Das gibt ihnen neben der kleinen Verbesserung ihrer finanziellen Situation vor allem auch das Gefühl, tatsächlich gebraucht, anerkannt und geschätzt zu werden.“

„Menschen wie Prof. Uhlich, die Eigeninitiative zeigen und Verantwortung übernehmen,  sind ein großer Gewinn für unseren Landkreis.  Doch es wird die Aufgabe des neu zu wählenden Landrates oder der Landrätin sein, engagiert  mehr Mittel aus dem bayerischen Landeshaushalt für die Organisation solcher Netzwerke zu fordern und nicht zuzulassen, dass alles auf die ohnehin klammen Kommunen abgewälzt wird.“  fasst  Katrin Müller vom Kreisvorstand der Grünen am Schluss den Anspruch an die Politik zusammen.

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