Interview mit dem Grünen Landesvorsitzenden Dieter Janecek in Hassfurt am 28. Januar 2009

Er ist 32 Jahre alt, spricht einen leicht niederbaye- rischen Dialekt, machte durch viel Feinstaub auf sich aufmerksam, bringt seine Botschaft direkt und verständlich herüber, gilt als der Mann der Basis und setzte sich sehr schnell bei den "Grünen" in Bayern an die Spitze. Dieter Janecek, verheiratet, eine Tochter, wuchs in Eggenfelden auf, kennt dadurch die Probleme der "Grünen Politik im ländlichen Raum". Am Mittwoch kam er nach Haßfurt, um seinen Parteifreunden beim Kreisver- band Impulse zu geben. 



Janecek, dessen Vorbild, Vorgänger und Standesbeamter bei seiner Hochzeit, Sepp Daxenberger ist, wurde im Oktober 2008 zum bis- her jüngsten Landesvorsitzenden der Bayerischen Grünen gewählt. Damit gelang ihm ein erster Schritt auf der politischen Karriereleiter. Bei seinem Besuch bei den Grünen in Haßfurt führten wir mit dem Newcomer ein Interview.

FRAGE: Warum schaffen es die Grünen nicht, in ländlichen Gebieten besser dazustehen?
DIETER JANECEK: Sie schaffen es schon, es geht jedoch nicht überall gleichmäßig voran. Wir sind in verschiedenen ländlichen Landkreisen gegenüber den Vorjahren bereits in den zweistelligen Bereich gekommen . Doch es gibt noch weiße Flecken, die es zu begrünen gilt. Themen für die Menschen auf dem Lande haben wir genug.


FRAGE: Warum findet die Jugend nicht zu den Grünen?
DIETER JANECEK: Wenn man die letzten Wahlergebnisse anschaut, haben wir schon einen hohen Anteil. Auch bei unserer Listenaufstellung sind die Jungen auf dem Vormarsch und wir sind im Vergleich zur CSU und SPD gut aufgestellt. Trotzdem gilt es für uns, junge Leute für unsere Art Politik zu machen, zu begeis- tern. Mit der "Grünen Jugend" haben wir eine Orga- nisation, die in manchen Gebieten sehr aktiv ist.

FRAGE: "Zeigt euer Interesse am weiteren Bestand des Kreisverbandes", schreibt Rita Stäblein. Was machen die Haßberg-Grünen falsch, dass sie so wenig Resonanz haben?
DIETER JANECEK: Sie haben es nicht leicht, haben aber gute Leute, die die positive Ausstrahlung haben, die man in der Politik braucht. Allerdings sind die Strukturen nicht so einfach, die Konkurrenz ist groß. Man muss den Umbruch zu einer Struktur schaffen, die sich selbst trägt. Das ist ein Grund, warum ich heute hier bin. Wir wollen die Schwelle überspringen, um zukünftig stärker zuzulegen als bisher.

FRAGE: Kommen wir zur aktuellen Politik. Was vermissen die Grünen beim Konjunkturpaket?
DIETER JANECEK: Das ganze Konjunkturpaket ist nicht nachhaltig. Wenn man schon investiert und Schulden macht, muss dort investiert werden, wo es auch eine Rendite bringt. Das können nur Bereiche sein, die unsere Zukunft sichern. Ich denke da an erneuer- bare Energien. Warum machen wir nicht die Wertschöpfung vor Ort, anstatt dass wir für Rohöl und Gas aus Saudi-Arabien und Russland jährlich 80 Milliarden Euro ausgeben? Mit erneuerbaren Energien, die uns gehören, könnten Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch im Bereich Mobilität sehe ich andere Möglichkeiten. In der Automobilindustrie hätte man dort investieren müssen, wo es um moderne Automobile geht. Im sozialen und im Bildungs-Bereich wird zu wenig investiert. Stattdessen werden Steuern gesenkt mit dem Ergebnis, dass man sich gerade eine Maß Bier davon kaufen kann. Auch bei der Gebäudesanie- rung hätte man schnell ein besseres Investitionspro- gramm auflegen können. Vor allem hätte es die Möglichkeit gegeben, dass die Kommunen ihre Gebäude komplett sanieren und damit in zwei, drei Jahren Geld bei der Energie sparen.

FRAGE: Welche "Grüne Idee" könnte Deutschland verän- dern?
DIETER JANECEK: Der "Green new deal". Ich bin zwar kein Freund von englischen Begriffen, aber diese Bezeichnung sagt aus, jetzt zu investieren, damit wir zukunftssicher sind in den Bereichen Energie und Mobilität. Diese Idee wollen wir wirtschaftspolitisch und ökologisch in diesem Jahr mitgeben, um nicht in zwei, drei Jahren ganz dumm aus der Wäsche zu schauen. Wir haben die Kompetenz dazu und nicht diejeni- gen, die Steuern senken für Staatsschulden oder die Landesbank um zehn Milliarden rauffahren wie die CSU.

FRAGE: In diesem Jahr ist Bundestagswahl. Was ist das Traumziel und mit welchem Wert sind Sie zufrieden?
DIETER JANECEK: Das Ziel ist ganz klar, in Bayern erstmals zweistel- lige Ergebnisse zu erreichen. Aus Bayern möchten wir anstelle der bisher sieben Abgeordneten zehn in den Bundestag schicken. Wir wollen so stark werden, dass an uns keiner vorbeikommt. Ohne uns sollte nicht regiert werden.

FRAGE: Noch ein lokales Thema. Was sagen Sie zum Nationalpark Steigerwald?
DIETER JANECEK: Man muss endlich anfangen, die Chancen eines solchen Projekts zu sehen und nicht immer die Ängste zu schüren. Natürlich ist die Lobby auf der einen Seite sehr stark, doch es fehlt auf der anderen Seite die Studie, die aufzeigt, was könnte man mit so einem Projekt gewinnen. Momentan wird viel gekämpft auf der Ebene der Gegner, aber nicht argumentiert.

FRAGE: In ihrer Vita steht, Sie suchen Entspannung beim Schafkopf. Wissen Sie was ein Geier ist?
DIETER JANECEK: Klar, bei einem Geier spielt man nur mit den "Obern", doch in Niederbayern spielt man nur mit den "Untern" einen Wenz.

Text und Bild: German Schneider