BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Haßberge

Windkraft in Riedbach – wirklich „nein danke“?

Rege Beteiligung am Stammtisch der Bündnisgrünen in Humprechtshausen

Haßfurt   „Wir Grünen wollen Ihnen heute Abend hauptsächlich zuhören, Informationen sammeln und uns selber in der Diskussion ein Bild machen von den Sorgen, die Ihnen das geplante Windkraftgebiet ,WK 88’ bereitet. Sie wissen alle, dass wir Grünen Freunde der Windkraft sind, dennoch ist es auch uns sehr wichtig, die Energiewende mit Augenmaß und mit weitreichender Akzeptanz der Bürger ins Land zu bringen.“ So begrüßte Katrin Müller vom Grünen Kreisvorstand Haßberge die interessierten Riedbacher Bürgerinnen und Bürger, die auf Einladung der Kreisgrünen zu einem offenen  Stammtisch zum Thema Windkraft mehr als zahlreich in der Gastwirtschaft Scheuring in Humprechtshausen erschienen waren.

Riedbachs 1. Bürgermeisterin Birgit Bayer erläuterte zunächst das laufende Verfahren bei der Erstellung des Regionalplans zur Windkraft im Raum Unterfranken. Für das Gebiet der Gemeinde Riedbach waren im ersten Durchgang des Regionalplans  600 Hektar als Vorrangfläche für die Windkraft vorgesehen, wogegen die Gemeinde beim anschließenden Anhörungsverfahren Einspruch erhob, da ihr die Fläche im kreisweiten Vergleich unverhältnismäßig  groß erschien. In der zweiten Version waren für Riedbach im Regionalplan immer noch 460 Hektar ausgewiesen, die enttäuschten Riedbacher entschieden sich daraufhin, die Windkraft auf ihrer Gemarkung vollständig abzulehnen. Im Frühjahr 2013 wird dann die überarbeitete 3. Version des Regionalplans vorliegen.

Die Bedenken der Einwohner Kleinmünsters, bei der Vorstellung künftig neben mehreren bis zu 200 Meter großen Windrädern leben zu müssen, fasste Willi Marquardt von der „Bürgerinitiative gegen WK 88“  zusammen:  Nicht nur die Enttäuschung, dass das ökologisch hochwertige Waldgebiet Sailershäuser Wald westlich von Kleinmünster, das in früheren Stellungsnahmen der unteren Naturschutzbehörde als besonders schützenswert und als Lebensraum des geschützten Schwarzstorchs ausgewiesen worden war,  plötzlich als Bauland für Windkraft geeignet sein sollte, treibe die Kleinmünsterer in den Protest. Auch möglicher Schattenwurf, Infraschall, Lärmbelästigung und Verlust der Lebensqualität  im Ort wären Anlass zur Sorge, so Marquardt. „Die Energiewende wird überhastet vorangetrieben. Die Menschen werden bei der Planung nicht gehört“.

Auch wurde angesprochen, dass es doch nicht sein könne, dass sich manche Gemeinden in den Haßbergen um Windkraftgebiete  bewerben, diese aber wegen europäischen Landschaftsschutzes, Naturschutz und FFH-Flächen nicht ausgewiesen werden können, den Riedbachern hingegen viel zu viel Windräder aufgebürdet würden, die sie gar nicht wollen.

Harald Kuhn, Stadtrat in Zeil und im Vorstand der Kreisgrünen, bestätigte, dass sich die Stadt Zeil freuen würde, Windkraftgebiete zugeteilt zu bekommen. „Windkraft auf dem Käppele? Da wären wir sofort dabei!“ äußerte er sich schmunzelnd.

Der Zeiler legte im Lauf des Abends die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile dar, die sich für eine Gemeinde ergeben, die an Windkraftanlagen auf eigenem Grund  beteiligt ist. „Den Gewinn streichen dann die Gemeinden ein, nicht die großen Energiekonzerne. So wird der Strom immer günstiger anstatt teurer“ gab er zu bedenken.

Günther Häckner, Fachplaner im Auftrag der GUT und beteiligt an der Suche nach Vorrangflächen, stellte dar, wie sich die Windkraftanlagen im „Münsterer Wald“ präsentieren würden: „ Die Windräder werden  Kleinmünster nicht umzingeln, sondern sich wie in einer Perlenkette auf dem Höhenrücken des Sailershäuser Waldes  aneinanderreihen. Auf kein Grundstück wird Schatten fallen, die Geräuschbelästigung wird sich bis auf wenige Randbereiche in den Grenzen der Lärmschutzverordnung für Kurgebiete bewegen. Das erste Windrad wird mindestens 1200 Meter vom nächsten Haus entfernt sein. Wir haben schon versucht, so verträglich für Mensch und Natur zu planen, wie möglich“ versuchte Häckner, einige Ängste der Bürgerinnen und Bürger zu zerstreuen und stieß dabei auch auf offene Ohren, denn es meldeten sich  auch Bürger zu Wort, die die Windkraft nicht nur als Bedrohung sehen.

Gemeinderat Gert Bauer bekannte unter allgemeinem Beifall: „ich habe nichts gegen die Windräder in Kleinmünster, solange die Gesundheit der Menschen nicht beeinträchtigt wird. Jeder muss seinen Beitrag zur Energiewende leisten.“ Seiner Enttäuschung  gab er dennoch Ausdruck: „Doch von der Politik fühlen wir uns alleingelassen, die Bürger werden nicht ernst genommen. Es wird über die Köpfe der Menschen hinweg geplant und nicht genug aufgeklärt! “

Auch Jürgen Berthold bekam nicht nur von Seiten der Grünen Unterstützung für seinen Beitrag: „Mich freuen die Windräder, ich sehe sie lieber als ein Kernkraftwerk. Ich glaube nicht, dass der Wald komplett zerstört wird, wenn die Anlagen errichtet werden. Ich mache oft mein Holz im Wald, der ohnehin ein Nutzwald ist, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Windräder das Ökosystem stark beeinträchtigen sollten. Ich bin Mitglied im Bayerischen Landesbund für Vogelschutz, der für die Vögel nicht solche Gefahren sieht, wie sie von den Gegnern der Windkraft dargestellt werden.“ Häckner bestätigte, dass für den Bau der Anlage etwa neun Hektar Wald gerodet und wieder aufgeforstet würden.

Auf die Frage, ob ein Kompromiss zwischen GUT und den Riedbachern vorstellbar wäre, stellte Birgit Bayer sichtlich resigniert dar, dass eine Annäherung in der Sache bei der Erstellung der Regionalpläne nicht vorgesehen sei. Für alle Gemeinden gälten bei der Planung die gleichen Regeln, die teilweise europäisches Recht seien und nicht von einzelnen Kommunen nach deren Wünschen umgeworfen werden könnten.

Genau diesen Punkt wollen die Kreisgrünen in Zukunft in weiteren Gesprächen noch näher beleuchten. „Windkraft ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Aber keine Planung, auch wenn sie einer guten Sache dient, darf schon am Anfang so unumstößlich sein, dass berechtigte Einwände nicht mehr berücksichtigt werden“ appelliert Matthias Lewin vom Grünen Kreisvorstand an die Regionalplanung, auf die betroffenen Kommunen zuzugehen.

zurück

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>