Schritt für Schritt zu einer dezentralen Energiewende

Grüne Landtagsabgeordnete auf der „Energietour“ im Maintal unterwegs

Das Haßfurter Stadtwerk wird bayernweit mit der Energiewende oft in einem Atemzug genannt, gilt als innovativ und zum Teil sogar visionär. Grund genug für den energiepolitischen Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Martin Stümpfig, zusammen mit der unterfränkischen Abgeordneten Kerstin Celina (Kürnach), dem regionalen Energieversorger einen Besuch abzustatten. Auch ein Eigenheim in Gädheim, dessen Besitzer sich mit Photovoltaik und Batteriespeicher bei der Energieversorgung nahezu autark gemacht hat, stand auf dem Besuchsprogramm der beiden grünen Politiker.

Im Rahmen der „Energietour 2017“ waren die grünen Landtagsabgeordneten mehrere Tage in Bayern unterwegs und ließen sich am Donnerstag vom Leiter des Stadtwerks, Norbert Zösch, das Konzept des städtischen Betriebes erläutern. Natürlich durfte dabei auch der Besuch der in Bayern nach wie vor einzigartigen „Power-to-Gas-Anlage“ im Haßfurter Hafen nicht fehlen, die es besonders Martin Stümpfig angetan hatte, weil man so auch den Gas-Import aus Russland eindämmen könne. Denn „mit dem Überschussstrom der Windräder wird über Elektrolyse Wasserstoff erzeugt, der dann ins Gasnetz der Stadtwerke eingespeist wird“, sieht Stümpfig große Vorteile dieses Systems.

Wie wichtig kleine Unternehmen für die von den Grünen favorisierte dezentrale Energiewende sind, wurde im Haßfurter Stadtwerk wieder einmal deutlich. Das Konzept des Betriebes, seine Kunden komplett mit Ökostrom aus Wind und Sonne zu versorgen, stieß bei Stümpfig und Celina natürlich auf fruchtbaren Boden. Einig waren sich die Grünen mit Zösch, dass „der Ausbau der Erneuerbaren Energien für den Klimaschutz viel zu langsam“ vonstatten geht.

„Die Stadtwerke Haßfurt sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man mit klugen Ideen und viel Engagement viele zum Mitmachen bewegen kann“, sieht Celina noch viel Potenzial in der Bevölkerung, um die Energiewende auch trotz „10 H“ und den Ausschreibungsmodellen voranzutreiben.

Ein eigenes Konzept, um sich von den großen Energieversorgern unabhängig zu machen, verfolgt indes Christian Lorenz aus Gädheim. Als „Stromrebell“ verschrien, versorgt sich der Unternehmer nur mit Photovoltaik und Batterie sowie vielen technischen Ideen fast vollständig ohne öffentliches Netz mit Energie. Selbst an einem eher sonnenarmen Tag wie dem vergangenen Donnerstag liefern seine Photovoltaikmodule auf dem Hausdach und einer Pergola über der Terrasse genügend Strom, um den kompletten Vier-Personen-Haushalt unabhängig zu machen.

Natürlich habe er seinen Tagesablauf ein wenig abändern müssen, die stromintensiven Geräte im Haus werden nur dann benutzt, wenn die Sonne ausreichend Energie liefert, aber das sei nur eine kurze Umgewöhnung gewesen, erklärte Lorenz den Grünen Politikern.„Es ist beeindruckend, wie gut man durch vergleichsweise einfache Maßnahmen Stromproduktion und Stromverbrauch aufeinander abstimmen kann. Das werden wir in Zukunft auch in unserem gesamten Stromnetz brauchen, um Strom genau dann zu verbrauchen, wenn er durch erneuerbare Energien in großer Menge zur Verfügung steht“, zeigten sich Stümpfig und Celina ebenso beeindruckt wie überzeugt, dass diese „Insellösung“ funktioniere.

Auch wenn das Beispiel in Gädheim eine Möglichkeit zeige, sich von den großen Energieversorgern zu lösen, sei die komplette Eigenproduktion von Energie gerade für Industrie und Ballungsräume nur schwer zu bewerkstelligen, so Stümpfig. Mit den Konzepten, wie es das Stadtwerk Haßfurt verfolge, werde die dezentrale Energiewende hingegen Schritt für Schritt vorangetrieben.

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