BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Haßberge

Der Steigerwald wird grüner

„Grüne Politik in Friedrichshain-Kreuzberg machen ist eine Sache - aber grüne, ökologische Politik auf dem Land, in Unterfranken, im Steigerwald zu leben und zu vermitteln, ist ein ganz anderes Kaliber.“ Mit diesen Worten brachte Dr. Manuela Rottmann, Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld/Hassberge ihren Respekt gegenüber den Aktivistinnen und Aktivisten zum Ausdruck, die sich vergangene Woche in Kirchaich versammelt hatten, um den 60. Ortsverband der Bündnisgrünen in Unterfranken aus der Taufe zu heben und damit die erfolgreiche Serie von Neugründungen grüner Ortsgruppen in Unterfranken fortzusetzen. Es falle, so Rottmann, in einem städtischen Umfeld relativ leichter, komplett auf das eigene Auto zu verzichten, konsequent auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen und somit Treibhausgasemissionen zu verringern. In ländlichen Regionen Unterfrankens, in denen der ÖPNV-Bus die Dörfer einmal, höchstens zweimal am Tag ansteuere, käme ein solches Unterfangen relativ schnell an seine Grenzen.

Selbst leidenschaftliche Nutzerinnen des öffentlichen Nahverkehrs, zu denen sich die Hammelburgerin zählt, müssten kapitulieren, wenn eine Verkehrsverbindung im Grabfeld von A nach B mit dem Bus drei bis viermal so lange dauere wie das Zurücklegen der gleichen Strecke mit dem PKW.

Solche Missstände seien jedoch noch lange kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen und aufzugeben. Vielmehr sei es hohe Zeit, auch und gerade in den ländlichen Regionen Bayerns Mobilitätskonzepte neu zu denken, Strategien und Ideen zu entwickeln, die ein selbstbestimmtes Leben - beispielsweise im Alter - auch ohne eigenes Kraftfahrzeug ermöglichten. Es sei an der Zeit, gerade auf dem Land Flagge zu zeigen und ökologische Politik zu ermöglichen. Man müsse die Herausforderungen des Klimanotstandes anzunehmen und den Menschen zeigen, dass ein gutes Leben in unserer Heimat auch in einer ökologisch wirtschaftenden Gesellschaft möglich sei. Zum Beispiel, indem man Wohlstand neu definiere und dies den Menschen geduldig und auf Augenhöhe erläutere sowie um ihr Vertrauen werbe. Mit diesen Worten machte die Bundestagsabgeordnete den Neugrünen in Oberaurach Mut und verlieh ihrer Freude über die Gründung eines weiteren Ortsverbandes in Unterfranken Ausdruck.

Nach dem motivierenden Grußwort der Abgeordneten und der Begrüßung durch den Kreisvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Christoph Appel, bildete sich aus der mit vierzig Interessierten gut besuchten Gründungsversammlung ein Wahlausschuss unter der Führung des Bezirksgeschäftsführers Volkhard Warmdt und die anwesenden Parteimitglieder wählten, dem grünen Frauenstatut folgend, eine „Doppelspitze“ an die Führung des neuen Ortsverbandes, der damit gleichzeitig ins Leben gerufen wurde. An der Spitze des neuen grünen ‚Pflänzchens‘ im Steigerwald stehen nach erfolgreicher Wahl Anita Amend als Sprecherin und Dr. Roland Baumann als Sprecher. Als Beisitzer wurden Julian Bayer und Thomas Karg gewählt. Für die nächste Zukunft ist - mit hoffentlich steigenden Mitgliederzahlen des neuen Ortsverbands - geplant, das Vorstandsteam um zwei weitere Frauen zu erweitern.

Die Mitglieder der neugewählten Führungsriege der Oberauracher Grünen sind kommunalpolitisch keine unbeschriebenen Blätter. Amend, Baumann, Bayer und Karg gehörten oder gehören dem Oberauracher Gemeinderat an. In ihrer Vorstellung brachten sie allesamt zum Ausdruck, dass sie ihre politischen Wurzeln in anderen Parteien ausgebildet hätten, dass sie jedoch ihre angestammten politischen Heimaten aus dem Willen, der Überzeugung und der Notwendigkeit heraus verlassen hätten, die entscheidenden, überlebenswichtigen ökologischen Zukunftsfragen von Energiewende, Artenschutz und Klimanotstand gemeinsam auf lokaler Ebene anzugehen und sich für eine an den Prinzipien der Nachhaltigkeit ausgerichtete Kommunalpolitik einzusetzen.

Auf interessante Art und Weise hätte sich das Ursprungsquartett aus zwei ehemaligen Sozialdemokraten, einem ehemaligen CSU-Mitglied und einem ehemaligen Jungen Bürger für die Neugründung zusammengefunden, führte Roland Baumann aus Dankenfeld in seinen Worten als neugewählter Sprecher des Ortsverbandes aus. Man habe zwar wechselseitig geahnt, dass man mit den jeweils anderen in Fragen des Naturschutzes einer Meinung sei, es habe allerdings eine Weile gedauert, bis man den Mut gefunden habe, sich dazu auch öffentlich und den anderen gegenüber zu bekennen. Nach dem wechselseitigen ‚Outing‘ seien alle vier Gründungsmitglieder der neuen Gruppe jedoch umso glücklicher gewesen, sich in einer hochmotivierten Arbeitsgemeinschaft zusammengefunden zu haben. Diese Motivation sei dann nochmals stark angewachsen, wie Anita Amend in ihren Worten als neue Sprecherin ausführte, als man sich daran gemacht habe, Mitstreitende für eine konsequenter ökologisch ausgerichtete Kommunalpolitik in Oberaurach zu finden, um bei den kommenden Wahlen mit einer eigenen, attraktiv besetzten Vorschlagsliste für den Gemeinderat anzutreten. Hierbei sei man auf viel Zuspruch und Engagement gestoßen, so dass die Oberauracher Grünen nun in der Lage seien, eine von Männern und Frauen aller Altersgruppen und aus allen Ortsteilen Oberaurachs besetzte Liste präsentieren zu können, welche man am 4. Januar 2020 nominieren werde.

In ihrem Beitrag führte Amend weiterhin aus, dass die Oberauracher Grünen sich, nach ersten Abstimmungen mit vielen Interessierten, für einen Ausbau des sozialen Beteiligungsprojekts „Bürger-helfen-Bürgern“, welches demnächst sein zehnjähriges Jubiläum feiert, einsetzen wollten, gehörten doch drei der Vorstandsmitglieder dem Unterstützerkreis für das Bürgerprojekt an. Weiterhin habe man sich die Begleitung des Wandels hin zu einer ökologischen Landwirtschaft vorgenommen. Hier gelte es beispielsweise, dem Beispiel anderer Städte und Kommunen folgend, auf Flächen in gemeindlicher Obhut sowie auch auf Pachtflächen, ein Einsatzverbot des bedenklichen Pflanzengiftes Glyphosat, zu erwirken, so die pensionierte Oberschleichacher Grundschullehrerin und Landwirtin, die mit ihrer Familie zusammen einen Bio-Hof betreibt.

Roland Baumann stellte weiterhin heraus, dass man im Gründungsteam von vorne herein den Beschluss gefasst habe, sich klar und uneingeschränkt zu einer demokratischen politischen Partei zu bekennen. In Zeiten politischer Zersplitterung und Diversifizierung wollte man sich als offizielle Gliederung einer Partei konstituieren. Deren Ansichten könnten die Wähler/innen ablehnen oder teilen, auf jeden Fall wisse jede/r, woran er sei und welche Ziele die Gruppierung verfolgt. Somit sehe man sich als Teil der demokratischen Kräfte, welche die Bundesrepublik seit ihrer Gründung zuverlässig politisch geprägt hätten, so der Gymnasiallehrer.

Baumann führte in seinem abschließenden Beitrag noch die politischen Ziele der Oberauracher Grünen für die Zukunft auf. Natürlich wolle man möglichst viele engagierte Mitglieder jeden Alters gewinnen. Mit den Kandidatinnen und Kandidaten sowie mit allen Mitgliedern und Interessierten wolle man den Bürgerinnen und Bürgen nachdenklich zuhören und ihre Sorgen, etwa die der Landwirte, ernst nehmen. Man wolle aber auch den ökologischen Tatsachen ins Auge sehen, sich einbringen, helfen Zustände zu verbessern und die Heimat als ökologisch vielfältigen Lebensraum schützen, hier und anderswo. Es gelte, den Menschen die Angst vor einer ökologisch ausgerichteten Politik zu nehmen, zu zeigen, dass diese verlässlich und planbar sei. Man suche, so Baumann, nach Verbündeten, die guten Willens seien und schließe dabei keine Gruppierung des demokratischen Spektrums aus. Mit radikalen Kräften, etwa von rechts, sehe man allerdings keine Schnittmengen.

Insgesamt liege das große Ziel darin, zusammenzuwirken, die Energiewende, der sich im Vorstandsteam besonders Thomas Karg verpflichtet fühlt, ja insgesamt den Green New Deal, den beispielsweise auch die neue Kommissionspräsidentin der Europäische Union als zentrales europäisches Zukunftsziel ausgerufen hat, und damit eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder zu gestalten, damit diese uns später einmal nicht fragen, warum wir gegen die Klimakatastrophe so gar nichts unternommen und ein Klimaziel nach dem anderen verfehlt hätten. Gerade diese Generationenverpflichtung treibe die Oberauracher Umweltaktivisten rastlos um, wie Julian Bayer als Leiter der Kirchaicher Kindertagesstätte bekräftigte. Simone Artz, die Bezirksvorsitzende der unterfränkischen Grünen überreichte den neuen Parteimitgliedern im Steigerwald schließlich noch ein grünes Banner, um damit auf Veranstaltungen immer gut sichtbar zu sein.In der abschließenden freien Aussprache wurde noch ein Thema aufgegriffen, welches Gästen und Aktiven gleichermaßen unter den Nägeln zu brennen schien. Es ging um den im Klimapaket der Bundesregierung beabsichtigten Austausch von Ölheizkesseln in den kommenden Jahren. Hierzu führte Manuela Rottmann beruhigend aus, dass niemand befürchten müsse, seine betriebsfähige Ölheizung zwangsweise gegen ein anderes Heizaggregat austauschen zu müssen.

Vielmehr gehe es bei dieser Initiative - die wohlgemerkt von der schwarzroten Regierung ausgegangen sei, wenngleich man hierbei auf grüne Unterstützung zählen könne - darum, bei einem ohnehin aus verschiedenen Gründen anstehenden Neukauf einer Heizanlage, etwa weil die bestehende hoffnungslos veraltet sei und die Betriebserlaubnis entzogen bekäme, kein Geld mehr in Heizölverbrennungstechnologie zu stecken. Die Anschaffung einer neuen Heizung sei eine Investitionen für einige Jahrzehnte - und zwar in dem Zeitraum, in dessen Verlauf Deutschland wie auch andere Länder CO2-neutral werden müsse, also keine fossilen Brennstoffe mehr verfeuern dürfe, um seinen Beitrag zur Bekämpfung des drohenden Klimanotstandes zu leisten. Wenn wir jetzt noch in fossile Verbrennungsaggregate investierten, könnten wir unsere Klimaziele gleich vergessen, ermahnte die Bundestagsabgeordnete. Deswegen gelte es, attraktive Heizalternativen ins Bewusstsein zu rücken, verfügbar seien die notwendigen Technologien - etwa im Bereich von Wärmepumpen mit solarthermischer und photovoltaischer Unterstützung - bereits.

Nach angeregter Debatte endete die Gründungsversammlung und die Anwesenden verabredeten sich auf die nächsten anstehenden Termine, darunter die Aufstellungsversammlung der Oberauracher Grünen Liste am 4.1.2020 und der Neujahrsempfang des Kreisverbandes Haßberge am 25.1.2020 in der Rathaushalle in Haßfurt.

zurück

Information zum Ortsverband:

Gegründet:
05. Dezember 2019

Vorstände:
- Anita Amend (Sprecherin)
- Dr. Roland Baumann (Sprecher)
- Julian Bayer (Schriftführer)
- Lisa Altenhöfer (Beisitzerin)
- Mario Pfaff (Beisitzer)
- Barbara Körpert (Beisitzerin)

Einzugsgebiet:
Gemeinde Oberaurach

Termine

01. Januar 2023 00:00 Uhr - Terminvorlage

Terminvorlage

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>

  • Deutschlands starke Start-up-Szene

    Deutschland hat eine der erfolgreichsten Start-up-Szenen. Im internationalen Vergleich liegen wir mit 31 milliardenschweren Start-ups – [...]

  • Klimaschutz ist Menschenschutz

    Starkregen und Hochwasser werden durch die Klimakrise häufiger und extremer. Eine neue Studie des Umweltbundesamts zeigt, dass mehr als 80 [...]

  • Drei Jahre Regierungsbilanz Ampel

    Seit fast drei Jahren sind wir als Teil der Bundesregierung im Amt. Von Beginn an waren die Herausforderungen groß und sind es immer noch. [...]