BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Haßberge

Betreff:  Artikel „ Landkreis wird zum Altersheim" veröffentlicht am 8.10.09

Sehr geehrte Damen und Herren

Vielen Dank für Ihren Artikel, der das Thema „Senioren" in den Gesprächsmittelpunkt setzt, das teilweise noch im Tabubereich ist- leider.

Erlauben Sie mir dazu einige Anmerkungen:

Bekanntlich bin ich seit über 30 Jahren Krankenschwester und arbeite davon 25 Jahren in einer zentralen Notaufnahme. Zunehmend begegnen mir Senioren die bis zu einem Ereignis ihren Lebensalltag selbständig meisterten. Plötzlich sind sie kurzfristig oder auf längere Zeit auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Auch Angehörige sind oft hoffnungslos überfordert in dieser Ausnahmesituation kompakte Hilfe zu organisieren.

Das letzte ausschlaggebende Ereignis mich mit dem Thema „alles rund um die Senioren" zu beschäftigen war eine Diskussion im Sozialhilfeausschuss der letzten Kreistagsperiode. Diese Diskussion war unschön, unsachlich, unfair und diskriminierend.

Das hat diese Generation absolut nicht verdient!

Dem Fleiss und Engagement dieser Generation ist doch unser jetziger Wohlstand zu verdanken. Diese Generation hat Deutschland (teilweise mehrfach) aufgebaut und unsere Bildung ermöglicht. Meist ohne jegliche Anerkennung wurde von dieser Generation deren Eltern, Grosseltern, unverheiratete Onkel und Tanten zu hause gepflegt unter grossem Zeit- und Körpereinsatz. Die heutigen Senioren haben mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit mehrere Kinder und teilweise auch Enkelkinder aufgezogen- ohne darüber viele Worte zu verlieren.

Es sollte genauso selbstverständlich sein, dass unsere und die nachfolgenden Generationen diese Senioren in jedem Lebensalter und Lebensphase begleiten, stützen und betreuen!

Aus diesen ganzen Beobachtungen, persönlichen und beruflichen Erfahrungen heraus hat die Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen im Juli 2008 zwei Anträge gestellt.

Ein Antrag fordert die Ausrichtung eines kommunalen Seniorenforums. Alle Bereiche, Institutionen, Seniorenclubs, Seniorenbeauftragte in den Stadt- und Gemeinderäten, Kirchen....müssen an einen Tisch gebracht werden. Eine landkreisweite Vernetzung muss initiiert werden und daraus resultierende Hilfs- und Stützkonzepte erarbeitet und zügig umgesetzt werden.

Dies kann nur von einer „neutralen Stelle" veranlasst und permanent begleitet werden.

Der andere Antrag fordert eine/n kommunalen Seniorenbeauftragte/n des Landkreises Hassberge, der die zentrale Anlaufstelle im Landratsamt sein soll. Aus Fraktionssicht berechtigt das riesige Aufgaben- und Arbeitsfeld die Installierung so einer Personalstelle.

In Ihrem Artikel ist zu lesen: „.....gewaltige Zukunfts-Themen...die trotz ihrer Dramatik weitgehend verdrängt werden". Würde ich nicht so drastisch darstellen da sich der Landrat und die Landkreisverwaltung seit unserer Antragstellung mit dem „Seniorenthema" beschäftigen.

Im Landratsamt wurde die Abteilung „Sozialamt" seit Frühjahr umbenannt und nennt sich jetzt „Amt für Senioren und Soziales"

Bei der auswärtigen Tagung letzten Herbst in Cottbus war Prof. Pieper eingeladen und hat über diesen sehr grossen Themenbereich referiert. Frühzeitig wird sich seit unserer Antragstellung auf der politischen Ebene und bei der Verwaltungsebene beschäftigt.

Ende letzten Jahres wurde im Ausschuss Arbeit, Bildung und Soziales beschlossen, dass ein zuarbeitender Arbeitskreis gebildet werden soll. Dieser mit zahlreichen Fachleuten aus verschiedenen Bereichen besetzte Kreis hat jetzt seine Arbeit aufgenommen.

In Ihrem Artikel ist auch ausgeführt, dass es sich hier um „...einen. schleichenden Prozess handelt und kaum einer wahrnimmt" -  stimme ich zu und füge an, dass wir schon mitten drin sind.

„..weit reichende Folgen" die Tragweiten sind von der Politik erkannt worden und es wird ein

Gesamtkonzept für Senioren des Landkreises Hassberge zügig erarbeitet und umgesetzt- wir sind auf einem guten Weg.

Die Aussagen, dass der Landkreis zahlenmässig „ schrumpft und zum Altersheim wird" sind Tatsachen, die durch Panik mache auch nicht besser werden.

Aus meiner Sicht werden Senioren in eine Ecke gedrängt und müssen sich fast schon entschuldigen, dass sie älter werden und anscheinend zur Belastung für die Gesellschaft werden.

In unserer Gesellschaft ist der Begriff „Alt" sehr negativ besetzt.

Dies zieht sich über persönliche Wahrnehmung der körperlichen und geistigen Defizite bis über das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit.

Eine Wertschätzung der Verdienste der Senioren für die Gesellschaft wird nicht anerkannt. Die Senioren stehen „nur noch als hoher Kostenfaktor" im Mittelpunkt. Da verwundert es nicht, dass Senioren zunehmend in Depressionen und „Schuldgefühle" fallen- das darf einfach nicht sein!

mit freundlichen Grüßen

Rita Stäblein

Fraktionsvorsitzende

Unter anderem Mitglied im Ausschuss Arbeit, Bildung und Soziales

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