Haßfurt, 13. 01. 2010 Mit dem Ziel, sich ein differenziertes Bild über die derzeit heiß umstrittene Biogasanlage, die in Haßfurt geplant ist, zu verschaffen, hatte sich der Vorstand der Grünen im Kreis getroffen. Als Fachmann wurde Norbert Zösch, der Leiter der Haßfurter Stadtwerke eingeladen.
Dabei wurde schnell klar, dass eine Biogasanlage zwar auch Nachteile hat, dennoch viele Vorteile bietet. Da Biogas speicherbar und steuerbar ist, kann man dadurch die Schwankungen, die durch regenerative Energiequellen wie Windkraft oder Photovoltaik entstehen, gut ausgleichen. „Biogas ist damit eine wichtige Säule im Energiemix aus regenerativen Energien“, stellte Kreisrätin Rita Stäblein (Eltmann) fest.
Zur Standortfrage betonte Herr Zösch, dass die Anlage in der Nähe eines Wärmeabnehmers wie des Schulzentrums oder des Schwimmbades liegen sollte. Nur so könne die Abwärme sinnvoll genutzt werden. Die Kombination von Wärmenutzung und Gaserzeugung mache eine Biogasanlage erst zur optimalen regenerativen Energiequelle.
Praktisch ist hierbei auch die lange Aktivitätszeit einer Biogasanlage. Sie ruht nur im Sommer, wenn das Schwimmbad oder andere Nutzer der Wärmeenergie wenig Wärme benötigen.
Auch eine Wärmeversorgung des Siedlungsbereiches rund um das Haßfurter „Himmelreichs“ erscheint vor diesem Hintergrund überlegenswert.
Als positiv sehen die Grünen ebenfalls, dass die Gülle sinnvoll genutzt wird und nicht in den Wasserkreislauf gelangt. Das klimaschädliche Methan-Gas werde durch eine Biogasanlage verwertet und gelangt nicht in die Atmosphäre.
Lange diskutiert wurde die Verkehrsbelastung durch den Lieferverkehr. Hier stellte Herr Zösch fest, dass der Mais mit Vollerntemaschinen vom Acker geholt wird, was bedeutet, dass nie alle Laster gleichzeitig fahren, da Laster immer erst beladen werden.
Es wird erwartet, dass ungefähr 2400 Laster insgesamt über mehrere Wochen fahren, hauptsächlich in der Erntezeit.
Der Standort südlich des Schledach -Wäldchens an der Ost-Tangente wäre nach Ansicht der Grünen als Standort besser geeignet. Die Zufahrtsmöglichkeit könnte von der Ost-Tangente mit einer Abbiegespur erfolgen.
Um den Schulverkehr nicht unnötig zu behindern wäre aus sicht der Hassberg Grünen durch entsprechende Beschilderung die Anfahrtszeiten zu regeln - z.B. erst ab 9 Uhr zu zulassen.
Dieser Standort würde den Naherholungswert der Schledach weniger beeinträchtigen als der Standort nördlich der Schledach mit Zufahrt über den Verbindungsweg Sylbach - Prappach.
Eine mögliche andere sinnvolle Standortalternative wäre nach Ansicht der Grünen Vorstandschaft auch das Gewerbegebiet gegenüber der Firma Räder an der Hofheimer Straße.
Hier wäre die Erschließung billiger und die Leitungen könnten entlang der Straße verlegt werden. Sylbach könnte aufgrund der kurzen Wege mit Wärme versorgt werden.
Insgesamt war man sich einig, dass die Diskussion um die Biogasanlage im Moment eher von Emotionen und persönlichen Animositäten, als von sachlichen Argumenten geprägt sei.
Norbert Zösch berichtete von der Biogasanlage in Mellrichstadt, die nur 150 Meter vom Ort entfernt sei. Die Anwohner sind nach anfänglichen Widerständen nun von den geringen Emissionen positiv überrascht und fühlten sich durch die Anlage nicht gestört.
Rainer Gerber wies darauf hin, dass die Planung zeitlich rasch vorangehen müsse, da die guten Förderungsmöglichkeiten nur jetzt zu bekommen seien.
Das Argument, „die Stadt und die Landwirte wollen doch nur Geld verdienen“, ist nach Ansicht des grünen Vorstandes wenig stichhaltig. Für Harald Kuhn aus Zeil, Mitglied im Kreisvorstand, müsse eine Stadt freilich Geldeinnahmen suchen, um laufende Kosten zu decken, die sonst über Steuern oder andere Abgaben gedeckt werden müssten.
„Da gönne ich das Geld lieber den Landwirten, als EON“, meinte Rainer Gerber dazu.
Dass der Maisanbau ökologisch nicht optimal sei, sehen die Grünen als großen Nachteil der Biogasanlage. Die Maispflanze als C4- Pflanze könne jedoch im Gegensatz zu anderen Pflanzen das Sonnenlicht sehr effektiv als Energie speichern, wusste der Diplom-Biologe Gerber. Wenn Mais für die Vergasung angebaut werde, müsse auch nicht so stark wie bei Futtermais gedüngt werden, da die Maiskolben nicht so groß sein müssten.
Für die Haßfurter Biogasanlage ist nach Auskunft von Norbert Zösch eine Anbaufläche von etwa 420 ha nötig; das sind ca. drei Prozent der vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen um Haßfurt herum.
Die Gefahr einer „Ver-Maisung“ der Landschaft besteht dadurch nach Ansicht der Grünen nicht.
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