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MdL Dr. Christian Magerl zu Gast bei den Kreisgrünen.
Gegner und Befürworter des Nationalparks Steigerwald tauschten sachlich und konstruktiv ihre Argumente aus.
Haßfurt, 17.06. 2010 Es ging - wieder einmal - um das Reizthema Nationalpark Steigerwald. Trotzdem war es keine Neuauflage dessen, was man schon x-mal erleben konnte. Bunt gemischt saßen etwa zwei Dutzend Befürworter und Gegner beieinander. Auf engstem Raum - da konnte man Schlimmes befürchten. Aber es kam ganz anders. Die Diskussionsveranstaltung der Grünen in der Kreisstadt verlief wie ein Lehrstück in Sachen demokratischer Kultur.
Natürlich war es keine Kuschelrunde mit Friede, Freude, Eierkuchen. Die wenigen Spitzen entzündeten sich an den erbitterten Fehden der letzten Jahre. Insgesamt aber war das Klima weitgehend konstruktiv. Die bekannten Argumente pro und contra wurden sachlich vorgetragen und jeder reklamierte für sich das beste Rezept zum Schutz von Heimat und Natur im Steigerwald. Ungewohnt war, dass man einander zuhörte und die Aussagen der anderen Seite ernst nahm. Niemand wurde ausgebuht, lächerlich gemacht oder ignoriert.
Mit dem Referenten des Abends, dem Landtagsabgeordneten Dr. Christian Magerl, hatten die Kreisgrünen einen goldrichtigen Griff getan. Der Vorsitzende des Landtagsausschusses für Umwelt und Gesundheit berichtete eingangs von dem Fragenkatalog, den er im Dezember 2009 an die Bayerische Staatsregierung richtete. Im Kern ging es darum, ob von einem Nationalpark positive wirtschaftliche Impulse auf eine strukturschwache Region ausgehen.
Dazu verglich der profilierte Umweltpolitiker die Entwicklung und Situation in den beiden bayerischen Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden mit dem Naturpark Steigerwald. In den Jahren 2002 bis 2008 flossen staatliche Mittel von rund 1,2 Mio. Euro in den Steigerwald; die Fördermittel für die bayerischen Nationalparks erreichten ganz andere Dimensionen: 34 Mio. Euro für Berchtesgaden, gar 80 Mio. Euro für den Bayerischen Wald.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Frage, wie viele Personen jeweils beschäftigt sind. Während man in Berchtesgaden 94 und im Bayerischen Wald sogar 217 Arbeitskräfte in der Nationalparkverwaltung zählt, werden die Aufgaben des Naturparks Steigerwald von einer Halbtagskraft erledigt. Bei Gäste- und Übernachtungszahlen wird deutlich, dass die Touristen in den Nationalparks wesentlich länger bleiben und dadurch mehr Geld dalassen.
Eingebettet zwischen die Bamberger Altstadt und die Würzburger Residenz, beide anerkannt als Weltkulturerbe, wäre die Lage für einen Nationalpark Steigerwald geradezu ideal, erklärte der Abgeordnete. Und für den Schutz der Artenvielfalt in den Buchenwäldern, so der studierte Biologe und Chemiker, gebe es nichts Besseres als den Status eines Nationalparks.
Die von Magerl präsentierten Zahlen wurden von Rauhenebrachs Bürgermeister Oskar Ebert und der FW-Kreisrätin Sabine Weinbeer nicht bestritten. Nur, „sollte man eine Region einseitig auf den Tourismus ausrichten und sich vom Tropf des Staates abhängig machen?" fragte die unterfränkische Bezirksgeschäftsführerin der Freien Wähler. Die Nationalparks, ergänzte Ebert, bräuchten so viel staatliche Mittel, „weil sie sonst gar nicht überleben" könnten.
In der angeregten Diskussion wurde intensiv erörtert, ob und wie sich ein optimaler Schutz für die Natur mit einer Nutzung durch den Menschen vertrage. Während die Vertreter des Bund Naturschutz mit den Vorsitzenden Dr. Klaus Mandery aus Ebern und Ernst Bohlig aus Schweinfurt in dieser Frage keine unüberwindbaren Gegensätze sahen, warnten die Kritiker der Nationalparkidee vor Tabuzonen und einer „Brennholzkrise".
Offen blieb auch, wie die Bundes- und Staatsregierung ihre Biodiversitätsstrategie umsetzen wollen. Das Wortungetüm beschreibt die staatlichen Aktivitäten und Pläne, um den drastischen Rückgang zahlloser heimischer Tier- und Pflanzenarten zu stoppen. Gelingen könne diese Strategie nur, so die Naturschützer, wenn man zusammenhängende Waldflächen des Staatsforstes der Nutzung entziehe.
In der Sache waren die Vertreter der beiden Lager gar nicht so weit auseinander. Überdeutlich wurde jedoch, dass der Begriff Nationalpark wie ein rotes Tuch wirkt und mehr als vorbelastet ist. Natürlich gab es keine konkreten Ergebnisse, aber alle lobten die fruchtbare Atmosphäre eines runden Tisches und das Ringen um den besten Weg zum gemeinsamen Ziel. Bleibt zu hoffen, dass die Veranstaltung keine Eintagsfliege bleibt, sondern zum Auftakt eines fruchtbaren Dialogs wird.
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